Christliche Friedensverbände: Sicherung Wirtschaftlicher und machtpolitischer Interessen kann kein Ziel für militärisches Planen und Handeln sein

PM von pax christi und AGDF: Kirchenleitungen sollen sich in Weißbuch-Prozess einmischen

Bonn, den 3. September 2015/dj

Die katholische Friedensbewegung pax christi und die evangelische Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) haben die deutschen Bischöfe und Kirchenleitungen aufgefordert, im Zusammenhang mit der Erarbeitung des neuen Weißbuches der Bundeswehr  deutlich zu machen, dass die Sicherung wirtschaftlicher und machtpolitischer, geostrategischer Interessen keine Zielvorgabe für  militärisches Planen und Handeln sein kann. Stattdessen sollten sich die christlichen Kirchen gegenüber der Bundesregierung dafür einsetzen, dass die Interessen der Armen und Elenden in den Blickpunkt deutscher Außen- und Sicherheitspolitik genommen werden, betonen die pax christi-Bundesvorsitzende Wiltrud Rösch-Metzler, und der AGDF-Vorsitzende Horst Scheffler in ihrem gemeinsamen  Schreiben an den Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, den Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz,  sowie alle weiteren Vorsitzenden der Mitgliedskirchen der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland.

Die beiden christlichen Friedensverbände kritisieren, dass in den Militärdoktrinen hochgerüsteter Staaten durchgehend Zielvorgaben Eingang gefunden hätten, die auf eine Sicherung ökonomischer und geostrategischer Interessen abzielen würden, wofür es allerdings weder eine verfassungsrechtliche noch eine völkerrechtliche Grundlage gebe. Durch eine solche Doktrin würde das ökonomische Ungleichgewicht auf der Erde aufrecht erhalten werden, ebenso die Abwehr der Armen an den Mauern reicher Länder, eine militärische Absicherung der Exportwirtschaft und eine Sicherung der Energie- und Rohstoffversorgung zu Ungunsten der schwächeren Nationen.

„Solche Zielvorgaben in Militärdoktrinen widersprechen fundamental der christlichen Friedensethik“, stellen dazu pax christi und AGDF fest. Und sie betonen: „Wir sehen nicht, wie sie für ein christlich inspiriertes Gewissen in Einklang zu bringen sein könnten mit dem christlichen Glauben.“ pax christi und AGDF erinnern dabei an die Ökumenische Erklärung von rund 2000 Christinnen und Christen von 2006 gegen Rohstoffkriege: „Treue zum Evangelium und Bekenntnis zum Gott des Friedens“.

Wenn im laufenden Weißbuch-Prozess wiederholt die Frage gestellt werde, was aus internationaler Perspektive von Deutschland erwartet werde, müssten hier auch die beiden großen Kirchen in Deutschland ihre Stimme erheben, heben die beiden christlichen  Friedensverbände in ihrem Schreiben hervor und fordern die Leitungen der evangelischen und der katholischen Kirche auf, sich in  diesen Diskussionsprozess des Bundesverteidigungsministeriums für die Erstellung des Weißbuchs aktiv einzubringen.

„Nach zwei Weltkriegen wissen Christen und Kirchen, dass Krieg ein Verbrechen, also kein Mittel der Politik ist und ein Scheitern von Politik bedeutet. Jetzt ist den Kirchenleitungen die Chance gegeben, sich mit Klartext zu Fragen der Militärdoktrin zu Wort zu melden und hierbei den Konsens der gesamten christlichen Ökumene allen Beteiligten vor Augen zu halten“, betonen nachdrücklich pax christi und  AGDF.

Anlage: Schreiben von pax christi und AGDF

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