Dringender Aufruf des Höchsten Rates der Evangelischen Gemeinden in Syrien und im Libanon an alle Evangelischen und Protestantischen Kirche und Organisationen weltweit angesichts der gegenwärtigen Situation ihrer Mitglieder im Irak, in Syrien und im Liban

Dringender Aufruf des Höchsten Rates der Evangelischen Gemeinden in Syrien und im Libanon an alle Evangelischen und Protestantischen Kirche und Organisationen weltweit

1. Wir, die Leiter der evangelischen und protestantischen Kirchen und Organisationen, die dem Höchsten Rat der Evangelischen Gemeinden in Syrien und im Libanon  angeschlossen sind, haben uns in diesem kritischen Augenblick unserer Geschichte getroffen, um über die gegenwärtige Situation unserer Mitglieder im Irak, in Syrien und im  ibanon sowie und die tragischen Ereignisse, die sie betreffen haben, zu sprechen. Wir sind zutiefst beunruhigt über das große, menschliche Leid und die politischen  Schwierigkeiten, denen sich unsere Mitglieder in diesen Ländern gegenüber sehen. Wir haben intensiv über diesen Zustand nachgedacht, der sich ständig verschlimmert, und sind äußerst entsetzt und schockiert über die grausamen Akte der Gewalt gegenüber unschuldigen Zivilisten und ganzen Gemeinschaften, speziell Christen.

2. Wir erklären uns solidarisch mit den verschiedenen Appellen und Aufrufen, die von den Leitungen unserer Schwesterkirchen im Osten sowie einigen islamischen Gruppierungen zu neuesten Entwicklungen der Ereignisse im Irak herausgegeben wurden, insbesondere zu den erzwungenen Umsiedlungen und den Morden von Einzelnen  und Gruppen durch den sogenannten „Islamischen Staat in Irak und Syrien (ISIS)“ – Morde, die auf einen tatsächlichen Völkermord hinaus laufen. (1)

3. Wir sind uns auch der katastrophalen Konsequenzen des blutigen Konfliktes bewusst, der Syrien seit drei Jahren erschüttert. Wir sind entsetzt über das Ausmaß an Tod,  Zerstörung und fortdauernder Vertreibung weiter Bereiche der syrischen Gesellschaft und Bevölkerung, auch Christen, in allen Teilen des Landes.

4. Wir vergessen auch die gewalttätigen Ausbrüche und schweren Verstöße gegen die Sicherheit in letzter Zeit im Libanon nicht – Vorfälle, die eine große Anzahl an Opfern  gefordert haben. Am schwerwiegendsten sind die andauernden gewalttätigen Auseinandersetzungen in der Stadt Arsal (im Nordosten des Landes). Und das ungeachtet des  ständigen Zustroms von syrischen und irakischen Flüchtlingen sowie den Drohungen, Kirchen in einigen Gegenden anzugreifen.

5. In Anbetracht all dessen veröffentlichen wir diesen dringenden Aufruf, um Sie darüber zu informieren, dass die oben genannten Faktoren, zu denen noch weitere zählen,  von einer existenziellen Bedrohung der Zukunft der Minderheiten im Nahen Osten zu einer reellen Gefahr geworden sind.

6. Für uns ist dies ein Augenblick voller Angst und Schrecken! Deshalb ergreifen wir die Initiative und verkünden den „Ausnahmezustand“, damit das, was an christlicher – und gemäßigter nicht-christlicher – Präsenz im Osten vorhanden ist, bewahrt und seine vollständige Zerstörung verhindert wird.

7. Die Frage der christlichen Präsenz im Nahen Osten geht inzwischen über die Forderung nach Menschenrechten und Schutz vor Verfolgung hinaus. Sie ist ein warnender Aufschrei, bevor weitere Ereignisse die christliche Präsenz im NahenOsten vernichten.

8. Deshalb und aufgrund unserer Kenntnisse der Gefahren, die in der gegenwärtigen Krise liegen, sowie voller Mitgefühl mit den Leiden und Tragödien unsere Völker,bitten wir unsere Partner im geistlichen Amt, damit die gesamte Gemeinschaft der Evangelischen und Protestantischen Kirchen auf der ganzen Welt sowie ihre sozialen und  humanitären Organisationen, sehr dringend, schnellstmöglich zu handeln:
Erstens: Die Regierung und Entscheidungsträger in Ihren Ländern umgehend und dringend zu ersuchen,
a) das Bewusstsein für die drohenden Gefahren der Situation zu wecken,
b) sofort zu handeln, um die Vernichtung sowie die erzwungene und verordneteVertreibung mit Waffengewalt von Einzelnen und ganzen Gruppierungen aus ihrer Heimat zu verhindern,
(c) auf eine Langzeitstrategie hin zu arbeiten, die darauf abzielt, der grausamen Gewalt und dem wahllosen Morden sowie der Vertreibung von Individuen und Völkern im Nahen Osten Einhalt zu gebieten. Das seit langem bestehende, historische Gefüge des friedlichen Zusammenlebens der unterschiedlichen sozialen Teile des Nahen Ostens droht zu zerbrechen. Es muss unbedingt erhalten werden.

9. Wir ergreifen diese Gelegenheit, die Evangelischen und Protestantischen Kirchen in der ganzen Welt sowie ihre sozialen und humanitären Organisationen dringend zu bitten, den größtmöglichen moralischen und sonstigen Druck auszuüben sowie alle Ressourcen, die ihnen zur Verfügung stehen, auszuschöpfen, um sicher zu stellen, dass die  moralischen Werte und humanitären Prinzipien ihrer Gesellschaften und Länder über die politischen und temporären Interessen gestellt werden. Wir sind davon überzeugt, dass Sie, unsere Partner, sich dafür einsetzen können und sollten. Das ist besonders wichtig im Hinblick darauf, die Lieferung von Geldern und Waffen an die „takfiri“ und  anderen radikalen Gruppen Einhalt zu gebieten. Wir bitten Sie dringend, Ihre Regierungen zu beeinflussen, damit sie Druck auf die internationalen und nationalen Mächte  ausüben, die die radikalen Gruppierungen unterstützen.

10. Zweitens: Eine gut durchdachte Strategie muss entwickelt und angewandt werden, um die christliche Präsenz im Osten und auch die Präsenz anderer moderater Gruppen  in der Region zu erhalten. Das ist dringend erforderlich, damit diese Gemeinschaften weiterhin Botschafter der Liebe, des Friedens und der Menschenrechte sein sowie  intellektuellen, erzieherischen und religiösen Pluralismus vertreten können. Das ist bislang durch die Stärkung der Bildungsund der sozialen Einrichtungen erreicht worden,  die schon lange zur Ablehnung von Radikalismus und Gewalt und zur Stabilisierung der Werte wie Gerechtigkeit, Frieden und respektvolle Akzeptanz des Anderen beitragen  und das auch weiterhin tun.

11. Drittens: Humanitäre Hilfe für Opfer der fortdauernden Gewalt ist dringend nötig. Wir bitten unsere Partner inständig, den Kriegsopfern Nahrung und Wasser sowie medizinische und andere Versorgung zur Verfügung zu stellen, und diejenigen zu unterstützen, die gewaltsam aus ihrer Heimat vertrieben und/oder zu Flüchtlingen in den  Nachbarländern wurden, damit sie sicher in ihre Städte, Dörfer und Kirchen zurückkehren können. (2)

12. Göttliche Liebe, Fleisch geworden am Kreuz, ruft eine tiefe Traurigkeit in uns hervor und bewegt uns zum Gebet. Es ist dieselbe Liebe, die uns dazu treibt, diesen Aufruf  zu verschicken und für diejenigen einzutreten, die in den absurden Kriegen im Irak, in Syrien, dem Libanon und anderen Ländern dieser Regionen gefoltert, entführt und  heimatlos geworden sind sowie für die Familien derer, die getötet oder ermordet wurden. Wir müssen zusammen arbeiten, um die Wunden zu heilen und das zu bewahren, was  von der christlichen Gemeinschaft in diesen Ländern noch geblieben ist. Wir müssen auch daran arbeiten, das tragfähige Zusammenleben mit unseren muslimischen  Brüdern und Schwestern zu stärken, trotz der größer werdenden konfessionellen Konflikte und der ständig wachsenden Spirale sinnloser Gewalt.

13. Unsere Hoffnung ist, dass Sie schnell handeln, ehe es zu spät ist. Sie sind unsere wahren Partner im Glauben, und Partnerschaft im Christentum basiert auf Solidarität und Gemeinschaft, auf gegenseitiger aufrichtiger Unterstützung im Glauben, um des gemeinsamen christlichen Zeugnisses willen und in Gehorsam gegenüber den Geboten  unseres Herrn Jesus Christus.

Beirut, Libanon, 29. August 2014

(1) See for example: the statements by the Chaldean Patriarch Sako of Baghdad (Aug. 7, 2014) and that of the meeting of Eastern Patriarchs at Diman, Lebanon (Aug. 7,  2014); as well as those of the Arab Group for Christian Muslim Dialogue (July 23, 2014) and the International Congress of Islamic Scholars (July 23, 2014).
(2) To inquire about ways of support, kindly contact the Supreme Council at the address below

Rev. Dr. Salim Sahiouny, President Rev. Samuel Hanna, Vice President Supreme Council of the Evangelical Supreme Council of the Evangelical Community in Syria and  Lebanon Community in Syria and Lebanon Rev. Megrditch Karagoezian, General Sec. Rev. Dr. Habib Badr, Senior Pastor Supreme Council of the Evangelical National  Evangelical Church of Beirut Community in Syria and Lebanon President, Union of Armenian Evangelical Churches in the Near East Rev. Charles Costa, Rev. Fadi Dagher,  General Secretary Exec. Comm. member National Evangelical Presbyterian Pastor, Baptist Evangelical Church of Ras Beirut Synod of Syria and Lebanon Rev. Imad Zoorob,  Rev. Said (Joy) Mallouh, President Exec. Comm. member Assembly of the Church of God Pastor, All Saints Episcopal Church, Beirut In Syria and Lebanon Rev. Sami  Dagher, Rev. Levon Maksoudian, Exec. Comm. Member Exec. Comm. member Vice president, Evangelical Christian President, Seventh Day Adventist Alliance Church in  Syria and Lebanon Church, Lebanon Rev. Salim Sabounji, Pastor Rev. Joseph Kazzi, President Exec. Comm. Member Evangelical Baptist Convention in Syriac Evangelical Church of Lebanon Lebanon Rev. Andrew Salameh, District Superintendent Rev. Daas Haddad, President Nazarean Evangelical Church of Lebanon Evangelical Baptist  Union of Syria Rev. Edward Awabdeh Rev. Joseph Najem, President Evangelical Christian Alliance Church Free Evangelical Church in Syria and In Syria and Lebanon  Lebanon Brother Fuad Al Masri, President Brother Elias Saqr, General Secretary National Evangelical Church of Bludan, Syria Brethren Evangelical Church of Lebanon Mr.  Tony Manasseh, Stated Clerk Rev. Joseph Kassab, President Friends (Quakers) Community, Lebanon Lebanese Evangelical Society Mr. Jean Dagher Judge Fawzi Dagher Exec. Comm. member, Finance Secretary Exec. Comm. member Supreme Council of the Evang. Community Legal Consultant of the Supreme Council In Syria and Lebanon Of the Evang. Community in Lebanon Dr. Basem Shab Dr. Nabil Costa, General Secretary Exec. Comm. member The League of Evangelical Schools Representative of the  Evangelical Community In Lebanon Member of the Lebanese Parliament Rev. Jonas Weiss-Lange, Pastor Rev. Pierre Lacoste, Pastor German Speaking Evangelical Church in  Beirut French Speaking Evang. Church in Beirut Dr. Elie Haddad, President Dr. Leif Hongisto, President Arab Baptist Theological Seminary, Middle East (Adventist)  University, Mt. Lebanon Mt. Lebanon Rev. Dr. Paul Haidostian, President Dr. George Sabra, President Haigazian University, Beirut Near East School of Theology, Beirut Übersetzung: S. Lutter für die deutschsprachige Gemeinde zu Beirut

Anhang: