Feier der rheinischen Kirche in Bonn zum 80. Geburtstag von Ulrich Frey

inkl. Rede von Antje Heider-Rottwilm

„Sanftmütig, aber unnachgiebig für den Frieden eingetreten“ - Feier der rheinischen Kirche in Bonn zum 80. Geburtstag von Ulrich Frey – Christine Busch: Er hat der Landeskirche zu einem Zeugnis des Friedens und der Gerechtigkeit verholfen

Seit Jahrzehnten setzt er sich unermüdlich für die Sache des Friedens ein, ruhig, hartnäckig, aufmerksam, engagiert: Ulrich Frey aus Bad Honnef. Im Juni wurde er 80 Jahre alt, bei einer Feier in Bonn gratulierte ihm nun die Evangelische Kirche im Rheinland für seine Arbeit. Denn auch im Rheinland hat er vielfältige Spuren hinterlassen und bringt sich auch heute noch ein, so als Mitglied der landeskirchlichen Arbeitsgruppe Frieden.

Ulrich Frey habe durch seine Arbeit gezeigt, dass man sanftmütig, aber unnachgiebig für den Frieden eintreten könne, meinte Kirchenrätin Anja Vollendorf. Auch gegen Widerstände habe er viel eingebracht in die Arbeit der rheinischen Kirche. Es sei wichtig, dass viele Menschen so wie frei wie Ulrich Frey über den Weg des gerechten Friedens nachdenken würden. „Denn wir brauchen doch dringend die Befreiung von herkömmlichen Denkmustern, überkommenen Anschauungen und althergebrachten Strukturen in Kirche und Gesellschaft, wenn wir für einen gerechten Frieden aktiv werden. In Freiheit nur lässt sich anders denken, anders gestalten, anders leben“, betonte die Ökumene-Dezernentin der Landeskirche. Und sie erinnert an einen Satz von Dorothee Sölle: „Frei werden wir, wenn wir aktiv, bewusst und militant für den Frieden arbeiten.“

Und dies hat Ulrich Frey über Jahrzehnte hinweg getan. In sehr persönlichen Worten erinnerte Antje Heider-Rottwilm, die Vorsitzende von „Church and Peace“, an die Lebensleistung des Jubilars. Beider Lebenswege haben sich immer wieder berührt. So nahm Ulrich Frey 1964 mit fünf Männern an einem Dienst in Dabou/Elfenbeinküste des 1959 gegründeten Laurentiuskonvents teil. Später, als Ulrich Frey zunächst als Geschäftsführer von Eirene, dann der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) hatten beide Organisationen ihre Büroräume auf dem Malteserhof in Römlinghoven, im täglichen Miteinander mit dem Laurentiuskonvent, zu dem die Vorsitzende von „Church and Peace“ seit Ende der 1970er Jahre gehört.

Fast 30 Jahre war Ulrich Frey AGDF-Geschäftsführer. 1968 war der Friedensverband gegründet worden, ein „dringend notwendiger Schritt von vielen kleinen, meist ehrenamtlich, auch hauptamtlich, zumeist armen, hoch engagiert arbeitenden Friedensarbeitern“, wie Antje Heider-Rottwilm betont. Es war Aufbruchsstimmung und Aufbauarbeit angesagt. „Uli Freys klares Denken, sein strukturiertes Arbeiten, sein verbindliches, zuverlässiges Agieren waren hilfreich, denn es ging immer um die Gestaltung von Auseinandersetzungen, Strategien, Inhalten, Vorlagen. Es ging darum, zu gesellschaftlich hoch kontroversen Themen zu informieren, zu vernetzen, zu verhandeln, zu verändern, aufzubauen. Eine ungeheure Herausforderung und ein ungeheures Arbeitspensum“, so die Church and Peace-Vorsitzende. Ulrich Frey half mit, den Friedensdienst zu etablieren und zu professionalisieren. Und dies oft gegen Widerstände aus der Politik, aber auch aus den Kirchen.

In den 1980er Jahren wurde „die Hoffnung auf Gerechtigkeit und Frieden vieler Menschen in Deutschland, in den Niederlanden, in Europa insgesamt, in Amerika und weltweit sichtbar und hörbar“, erinnert Antje Heider-Rottwilm mit Blick auf die großen Friedensdemonstrationen. Mittendrin auch Ulrich Frey, der gemeinsam mit Volkmar Deile von der Aktion Sühnezeichen die Großdemonstration am 10. Oktober 1981 in Bonn vorbereitete, und die, trotz der dennoch erfolgten Zustimmung des Bundestages zur Stationierung von Mittelstreckenwaffen, ein Erfolg war. „Dazu trug auch seine unerschrockene, präzise Weise bei, mit Polizei und Behörden zu verhandeln. In dem angespannten Klima eine unschätzbare Kompetenz“, unterstrich die Theologin.

Auch nach Ende des Kalten Krieges blieb das Friedensengagement von Ulrich Frey unermüdlich. Er war 1998 Gründungsmitglied der Plattform Zivile Konfliktbearbeitung und in deren Leitungsgremien aktiv. „Und Ulrich Frey, der Zeitzeuge. Er analysiert, kommentiert, in kirchlichen und in fachwissenschaftlichen Publikationen, organisiert Seminare, hält Vorträge, er schreibt. Eine Fülle kluger und weiterhin hochaktueller Texte“, würdigt Antje Heider-Rottwilm den Jubilar. Eine Arbeit, die auch über den Ruhestand 2002 hinweg fortdauert. „Ja, Pazifismus ist eben kein gelassenes Zusehen, sondern Arbeit, harte Arbeit“, meinte die Church and Peace-Vorsitzende.

Die neue AGDF-Vorsitzende Christine Busch, selbst viele Jahre als Landeskirchenrätin für den Konziliaren Prozess und damit auch für die Friedensarbeit im Düsseldorfer Landeskirchenamt tätig, bezeichnete in der Feier die Arbeit von Ulrich Frey als AGDF-Geschäftsführer als „eine enorme Gestaltungs- und Profilierungsaufgabe“. Insbesondere die Förderung der europäischen Jugendpolitik, seine Arbeit als Berater der Bundesregierung und der Europäischen Kommission, die Förderung der Friedenswochen und Friedensdekaden oder die Gründung der Kampagne gegen Rüstungsexporte seien wichtige Arbeitsfelder gewesen. Ebenso habe er sich im Deutschen Evangelischen Kirchentag engagiert. „Hier hat er 1983 beispielsweise die Kampagne gegen Massenvernichtungswaffen mit den berühmten lila Tüchern auf den Weg gebracht“, so Christine Busch.

Daneben habe er für die Profilierung der AGDF nach innen gesorgt, das Konzept der christlichen Friedensdienste entwickelt, die Fachbereiche für die Mitgliedsorganisationen eingerichtet, die Zivile Konfliktbearbeitung konzipiert und Kooperationen wie das Konsortium Ziviler Friedensdienst gefördert. Christine Busch: „So war er ein Gestalter, hoch professionell, immer strukturiert, weitsichtig und vorausdenkend, im Dienst der Sache fest und überlegt, persönlich uneigennützig.“

Doch die AGDF-Vorsitzende verwies auch auf das Engagement von Ulrich Frey in der rheinischen Kirche. Hier habe er die Kooperation zwischen Kirchenleitung und Gruppen im Konziliaren Prozess unterstützt, die in drei Konsultationen und in einen Arbeitskreis mündeten. Der Friedensausschuss, dessen Vorsitzender er war, sei 1996 in den Ständigen Ausschuss für öffentliche Verantwortung hinein aufgelöst worden. Zu Beginn der 2000er Jahre sei die Friedensarbeit kein Schwerpunkt der Ökumenearbeit auf landeskirchlicher Ebene gewesen, betont Christine Busch. Entscheidend für eine Neuausrichtung sei 2005 die Argumentationshilfe „Ein gerechter Friede ist möglich“ gewesen, die von Ulrich Frey verfasst wurde. Dies gelte für viele weitere Veröffentlichungen des Jubilars. „In der Evangelischen Kirche im Rheinland hat er seine Handschrift hinterlassen. Er hat ihr zu einem Zeugnis des Friedens und der Gerechtigkeit verholfen“, betont die AGDF-Vorsitzende.

Anhang: