Zivil statt militärisch in Halle am 27. Juni 2017- Grußwort Horst Scheffler

Für die Broschüre zum Projekt „Zivil statt militärisch“ der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) schrieb kurz vor seinem Tod im Jahr 2006 der frühere Bundespräsident Johannes Rau ein Grußwort. In ihm ist zu lesen:

„Zivile Konfliktbearbeitung ist oft mühsam und manches Mal stellen sich selbst kleine Erfolge nur nach langer und zäher Arbeit ein. Diese Aufgabe braucht Menschen, die mit großer Beharrlichkeit daran arbeiten, dem Frieden eine Chance zu geben. Sie tun das meist jenseits der großen Schlagzeilen in den Fernsehnachrichten und den Tageszeitungen.“

Wenn ich heute hierzu anmerke, diese Beschreibung trifft auch heute noch zu, dann könnte man mutmaßen, im letzten Jahrzehnt sei gar nichts passiert. Das ist mitnichten so.

Als von der Konferenz für Friedensarbeit im Raum der EKD (KfF) gefördertes Best-practice-Projekt ist es gerade hier im Bereich der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) vom Friedenskreis Halle aus engagiert in Friedensbildung und ziviler und gewaltfreier Konfliktbearbeitung umgesetzt worden. Der Friedensbeauftragte des Rates der EKD, Renke Brahms, hat in seinem Grußwort bereits aufgezeigt, welche Partner hier mitwirkten und in welche Regionen über Mitteldeutschland hinaus dieses Projekt weiterwirkte.

Dennoch trifft zu, was Johannes Rau damals schrieb. Menschen, gerade in politischen Ämtern, für Zivile Konfliktbearbeitung zu begeistern, ja mehr noch, sie dafür zu gewinnen, im Konfliktfall in den internationalen Beziehungen konsequent „zivil statt militärisch“ zu handeln, ist nach wie vor mühsam. Kleine Erfolge gibt es erst nach langer und zäher Arbeit. Und es gibt keine Schlagzeilen in den Fernsehnachrichten und in den Tageszeitungen.

Umso wichtiger ist es, jetzt anlässlich einer Organisations- und Strukturänderung des Projekts, einmal kurz innezuhalten, zurückzuschauen und Bilanz zu ziehen. Dazu gehört der Dank an alle, die in  diesem Projekt mitgearbeitet haben, allen voran Ihnen, Frau Agnes Sander.

„Zivil statt militärisch“ - das ist aber nicht nur der Name eines Projekts.
„Zivil statt militärisch“ ist ein Programm. Es heißt nicht „zivil und militärisch“. Ich betone dies hier ausdrücklich, weil im vor kurzem veröffentlichten Friedensgutachten 2017 der fünf deutschen Institute für Friedens- und Konfliktforschung in zwei Beiträgen die Stärkung der militärischen Option im Kontext vernetzter Friedens- und Sicherheitspolitik angesichts der Erosion der bisherigen Weltordnung nach der Wahl des neuen amerikanischen Donald Trump vorgeschlagen wird.

Zum Abschluss hören wir nochmals auf Johannes Rau:  „Zivile Krisenprävention darf kein bloßes Schlagwort sein. Sie muss konkret werden und sich im Handeln von Regierung und Zivilgesellschaft widerspiegeln.“

Im diesem Sinne arbeiten wir weiter für „zivil statt militärisch“.

Horst Scheffler
Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft
Dienst für den  Frieden (AGDF)
und der Vereins für Friedensarbeit
im Raum der EKD (VfF)