Vincenzo Petracca: Schwerter zu Pflugscharen

Im März wird im Wittenberger Lutherhof anlässlich des Jubiläums „500 Jahre Thesenanschlag“ eine Skulptur mit dem Thema "Schwerter zu Pflugscharen" aufgestellt. Damit wird an ein anderes Lutherjubiläum angeknüpft: Zum 500. Geburtstag von Martin Luther im Jahr 1983 fand in Wittenberg die spektakulärste Aktion der Friedensbewegung der DDR statt.

Vor 2000 Menschen schmiedete im Lutherhof ein Kunstschmied ein Schwert in eine Pflugschar um. Der biblische Hintergrund ist das Prophetenbuch Micha (4,1-5): Am Ende zeigt das göttliche Friedenswort Wirkung unter den Völkern. Mit Gewalt wird nicht mehr gedroht, Kriegsvorbereitungen sind tabu, die Kriegsschwerter werden zu Pflugscharen und die Kampfspeere zu Winzersicheln konvertiert.

Die Schmiede-Aktion in Wittenberg war indes nicht gedacht als Veranschaulichung des paradiesischen Friedens in einer fernen Zukunft, sondern verstand den Prophetentext sehr aktuell. Die öffentliche Benutzung des Slogans "Schwerter zu Pflugscharen" war damals in der DDR verboten. Entsprechend war die Stasi in großer Zahl bei der Schmiedeaktion dabei, griff aber aus Angst vor schlechter Presse nicht ein. Die Menschen bei der Schmiedeaktion bestärkte die Aktion freilich in ihrer Überzeugung: Keine Gewalt!

Das Umschieden des Schwertes wurde zum Symbol der Friedensbewegung im Osten und das Logo mit der Inschrift "Schwerter zu Pflugscharen - Micha 4,3" zu ihrem Leitmotiv. Dies mündete sechs Jahre später in die Erfahrung der Friedlichen Revolution in der DDR. Der Initiator der Schmiede-Aktion in Wittenberg, Friedrich Schorlemmer, sagte bei der Aktion: "Ein jeder braucht sein Brot, seinen Wein, und Frieden ohne Furcht soll sein. Pflugscharen schmelzt aus Raketen und Kanonen, dass wir zusammen in Frieden wohnen."

Dr. Vincenzo Petracca ist Pfarrer der Heidelberger Altstadtgemeinde Heiliggeist-Providenz und Vorstandsmitglied der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) sowie Vorstandsmitglied von „gewaltfrei handeln“.