Afghan Women's Situation Under the Taliban: A Return to Darkness

Der aktuelle Praktikant Ahmad Naweed Ghulami beim Friedenskreis Halle studiert Peace and Conflict Studies an der Universität Magdeburg. In diesem Beitrag gibt er  eine kurze Einführung in das Thema seiner Abschlussarbeit: Frauenrechte in Afghanistan.
Our current intern Ahmad Naweed Ghulami is a student of Peace and Conflikt Studies at the University of Magdeburg. In this contribution, he provides a short introduction into the subject of his final thesis: Women’s rights in Afghanistan.

Afghan Women’s Situation Under the Taliban: A Return to Darkness

Deutsche Übersetzung weiter unten 

Our current intern Ahmad Naweed Ghulami is a student of Peace and Conflikt Studies at the University of Magdeburg. In this contribution, he provides a short introduction into the subject of his final thesis: Women’s rights in Afghanistan.

Afghan women were once pioneers of gender equality worldwide. In 1919, they secured the right to vote before many Western nations. Throughout much of the 20th century, particularly in urban areas, women gained access to education, held public office, and made significant contributions to Afghan society. However, this progress has been consistently undermined by decades of war and the rise of the Taliban. The Taliban’s return to power in August 2021 severely affected the situation regarding women’s rights in Afghanistan, particularly in education, employment, and public life.

The Taliban has steadily dismantled the right to education for Afghan girls and women. Within weeks of their return, secondary schools for girls were closed. By the end of 2022, women were barred from attending universities, and in 2024, even essential medical training programs such as midwifery and nursing were shut down, which are vital for women’s health. Community classes, private tutoring centers, and informal learning spaces that once offered a glimmer of hope have also been forced to close. Today, Afghanistan stands as the only country in the world where girls are prohibited from receiving an education beyond primary school. These actions are not temporary—they reflect a clear intent to erase women from public life by denying them knowledge, independence, and opportunity. For millions of Afghan girls, the classroom has been replaced by silence and confinement. Education, once a source of empowerment and progress, has become a forbidden dream.

In the workplace, the Taliban have imposed harsh restrictions on women’s right to work, effectively removing them from most areas of employment. Shortly after their return, women were told to stay home from government offices „until a proper environment“ could be created. However, that promise was never fulfilled. In December 2022, the situation worsened when the Taliban prohibited women from working with both national and international non-governmental organizations (NGOs). This not only cut off a vital source of income for many families but also disrupted humanitarian aid efforts that relied on female staff to reach women and children. Today, women are often restricted to working in specific areas, such as girls‘ primary schools or female-only health services, always under strict rules and supervision. For many women, jobs that once provided independence, dignity, and social connection have been replaced by enforced isolation and economic dependence. The right to work is not just a matter of survival—it is a matter of fundamental human dignity, which Afghan women are now systematically denied.

The presence of Afghan women in public life has been almost entirely erased under Taliban rule. Since 2021, a series of restrictive decrees have gradually pushed women out of shared public spaces and social participation. Women are now banned from entering parks, gyms, restaurants with outdoor seating, and even public baths. Traveling without a male guardian (mahram) is prohibited for distances over 72 kilometers, effectively limiting women’s mobility and autonomy. Public visibility is also heavily controlled—women are required to wear full-body coverings, often the burqa, and even female TV presenters have been ordered to cover their faces on camera. Beyond these visible restrictions lies a more profound impact: women have been removed from politics, banned from protests, and silenced in decision-making processes at all levels. There are no women in government, and consequently, they have no voice in shaping the country’s future. The public sphere in Afghanistan has become almost entirely male—by design, not by accident. This exclusion is not just about space; it is about power, visibility, and the right to exist beyond the walls of one’s home.
The current situation of Afghan women is not just a setback—it represents a deliberate and systematic erasure of their rights, voices, and presence. What is unfolding in Afghanistan is not a cultural issue but a human rights crisis that demands international attention and solidarity. As long as half the population is excluded from education, work, and public life, there can be no just or lasting peace. Afghan women must not be forgotten; they need our attention, solidarity, and support. Their voices matter—and they must not be silenced.

– Deutsche Übersetzung –
Afghanische Frauen waren einst Pionierinnen für die Gleichstellung der Geschlechter weltweit. Im Jahr 1919 erhielten sie vor vielen westlichen Ländern das Wahlrecht. Während eines Großteils des 20. Jahrhunderts erhielten Frauen, insbesondere in den Städten, Zugang zu Bildung, bekleideten öffentliche Ämter und leisteten einen wichtigen Beitrag zur afghanischen Gesellschaft. Diese Fortschritte wurden jedoch durch jahrzehntelange Kriege und den Aufstieg der Taliban immer wieder untergraben. Die Rückkehr der Taliban an die Macht im August 2021 hatte schwerwiegende Auswirkungen auf die Situation der Frauenrechte in Afghanistan, insbesondere in den Bereichen Bildung, Arbeit und öffentliches Leben.

Die Taliban haben das Recht auf Bildung für afghanische Mädchen und Frauen immer weiter beschnitten. Innerhalb weniger Wochen nach ihrer Rückkehr wurden die weiterführenden Schulen für Mädchen geschlossen. Bis Ende 2022 wurde Frauen der Zugang zu Universitäten verwehrt, und 2024 wurden sogar wichtige medizinische Ausbildungsgänge wie Hebammen und Krankenschwestern geschlossen, die für die Gesundheit von Frauen unerlässlich sind. Gemeinschaftskurse, private Nachhilfezentren und informelle Lernorte, die einst einen Hoffnungsschimmer boten, mussten ebenfalls geschlossen werden. Heute ist Afghanistan das einzige Land der Welt, in dem Mädchen keine über die Grundschule hinausgehende Bildung erhalten dürfen. Diese Maßnahmen sind nicht nur vorübergehend – sie spiegeln die klare Absicht wider, Frauen aus dem öffentlichen Leben zu verdrängen, indem man ihnen Wissen, Unabhängigkeit und Chancen vorenthält. Für Millionen afghanischer Mädchen ist das Klassenzimmer durch Schweigen und Enge ersetzt worden. Bildung, einst eine Quelle der Ermächtigung und des Fortschritts, ist zu einem verbotenen Traum geworden.

Am Arbeitsplatz haben die Taliban das Recht der Frauen auf Arbeit stark eingeschränkt und sie faktisch aus den meisten Bereichen der Beschäftigung ausgeschlossen. Kurz nach ihrer Rückkehr wurden Frauen aufgefordert, den Regierungsbüros fernzubleiben, „bis ein angemessenes Umfeld“ geschaffen werden könne. Dieses Versprechen wurde jedoch nie eingelöst. Im Dezember 2022 verschlimmerte sich die Situation, als die Taliban den Frauen die Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Nichtregierungsorganisationen (NRO) untersagten. Damit wurde nicht nur eine lebenswichtige Einkommensquelle für viele Familien abgeschnitten, sondern auch die humanitäre Hilfe unterbrochen, die auf weibliche Mitarbeitende angewiesen war, um Frauen und Kinder zu erreichen. Heute dürfen Frauen oft nur noch in bestimmten Bereichen arbeiten, z.B. in Grundschulen für Mädchen oder in Gesundheitsdiensten, die ausschließlich Frauen vorbehalten sind, und das immer unter strengen Regeln und unter Aufsicht. Für viele Frauen sind Arbeitsplätze, die einst Unabhängigkeit, Würde und soziale Bindungen boten, durch erzwungene Isolation und wirtschaftliche Abhängigkeit ersetzt worden. Das Recht auf Arbeit ist nicht nur eine Frage des Überlebens, sondern auch eine Frage der grundlegenden Menschenwürde, die afghanischen Frauen heute systematisch verwehrt wird.

Die Präsenz der afghanischen Frauen im öffentlichen Leben wurde unter der Taliban-Herrschaft fast vollständig ausgelöscht. Seit 2021 wurden Frauen durch eine Reihe restriktiver Dekrete schrittweise aus gemeinsamen öffentlichen Räumen und aus der gesellschaftlichen Teilhabe verdrängt. So ist Frauen der Zutritt zu Parks, Fitnessstudios, Restaurants mit Außenbestuhlung und sogar zu öffentlichen Bädern untersagt. Reisen ohne einen männlichen Vormund (mahram) sind für Entfernungen von mehr als 72 Kilometern verboten, was die Mobilität und Autonomie der Frauen effektiv einschränkt. Auch die Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit wird streng kontrolliert – Frauen müssen Ganzkörperverschleierungen tragen, häufig die Burka, und selbst Fernsehmoderatorinnen wurden angewiesen, ihr Gesicht vor der Kamera zu verhüllen. Neben diesen sichtbaren Beschränkungen gibt es noch tiefgreifendere Auswirkungen: Frauen wurden aus der Politik ausgeschlossen, von Protesten ferngehalten und in Entscheidungsprozessen auf allen Ebenen zum Schweigen gebracht. Es gibt keine Frauen in der Regierung, und folglich haben sie auch kein Mitspracherecht bei der Gestaltung der Zukunft des Landes. Die öffentliche Sphäre in Afghanistan ist fast ausschließlich männlich – nicht zufällig, sondern gewollt. Bei diesem Ausschluss geht es nicht nur um Raum, sondern auch um Macht, Sichtbarkeit und das Recht, außerhalb der eigenen vier Wände zu existieren.

Die derzeitige Situation der afghanischen Frauen ist nicht nur ein Rückschlag – sie stellt eine bewusste und systematische Auslöschung ihrer Rechte, ihrer Stimmen und ihrer Präsenz dar. Was sich in Afghanistan abspielt, ist keine kulturelle Frage, sondern eine Menschenrechtskrise, die internationale Aufmerksamkeit und Solidarität erfordert. Solange die Hälfte der Bevölkerung von Bildung, Arbeit und öffentlichem Leben ausgeschlossen ist, kann es keinen gerechten oder dauerhaften Frieden geben. Die afghanischen Frauen dürfen nicht vergessen werden; sie brauchen unsere Aufmerksamkeit, Solidarität und Unterstützung. Ihre Stimmen sind wichtig – und sie dürfen nicht zum Schweigen gebracht werden.