Raum für Schmerz, Raum für Heilung: Bericht zur Podiumsdiskussion in Halle
Veranstaltungen zur Situation in Israel und Palästinawaren in Halle (nicht nur) in den vergangenen Monaten von großer Anspannung begleitet, rieben sich nicht selten in polarisierenden Debatten auf. Bei der zweiteiligen Friedenskreis-Veranstaltung am vergangenen Wochenende gab es dafür keinen Raum. Denn diese war auf Versöhnung ausgerichtet.Am Freitagabend ging es in einer Podiumsdiskussion zunächst um generationenübergreifende Traumata, die in palästinensischen und jüdischen Familien aus Jahrzehnten von Angst, Hass und Gewalt entstanden sind. Die vier Diskutierenden bewiesen großen Mut, indem sie ihre persönlichen Lebensgeschichten, ihre Verletzungen und Prägungen auf offener Bühne reflektierten und mit der aktuellen Situation verknüpften. Sie öffneten sich füreinander und für das Publikum und schufen so einen Raum für Verständnis und Respekt, in dem der jeweilige Schmerz gehört wurde. In den Erzählungen wurde überdeutlich, wie tief der andauernde Krieg, die andauernde Besatzung, die andauernde Polarisierung der Narrative sich in das Leben der Betroffenen einschreiben. Die Wunden des Konfliktes können in dieser existentiellen Situation für die Menschen vor Ort nicht heilen – stattdessen kommen immer neue Verletzungen dazu, mehr Tote, mehr Traumata. Das Gespräch am Freitag bewies aber auch, dass Dialog und Versöhnung möglich sind, wenn der wechselseitige Schmerz anerkannt wird und nicht politisch instrumentalisiert. So entstand ein Gefühl tiefer Verbundenheit und Solidarität im Raum, von dem wir glauben, dass er über diese Veranstaltung hinaus wirken wird.Gemeinsam mit dem Publikum und zwei der Beteiligten des Gesprächs gestalteten wir am folgenden Samstag ein Wandbild in der Landsberger Str. 29. Zwei überaus geduldige Graffiti-Künstler*innen halfen uns, unsere Eindrücke vom Vortag zu verarbeiten und einen Ausdruck für unsere Gedanken und Gefühle zu finden. Schaut euch das Bild gerne hier digital oder noch besser vor Ort an. Wir freuen uns über Rückmeldungen und wünschen uns noch viel mehr Raum, um Auswege aus Angst, Hass und Gewalt zu finden.
En: Space for pain, space for healing: panel discussion and mural on trauma in conflictsEvents on the situation in Israel and Palestine have been accompanied by great tension in Halle (not only) over the past few months and have often become bogged down in polarizing debates. There was no room for this at the two-part Friedenskreis event last weekend. Instead, the focus was on reconciliation.On Friday evening, a panel discussion focused on intergenerational traumas that have arisen in Palestinian and Jewish families from decades of fear, hatred and violence. The four panelists showed great courage by openly reflecting on their personal life stories, injuries and imprints and linking them to the current situation. They opened up to each other and to the audience, creating a space for understanding and respect in which their respective pain was heard. The stories made it abundantly clear how deeply the ongoing war, the continuing occupation and the ongoing polarization of narratives are inscribed in the lives of those affected. The wounds of the conflict cannot heal in this existential situation for the people on the ground – instead, new wounds are constantly being added, more deaths, more trauma. However, the discussion on Friday also proved that dialogue and reconciliation are possible if the mutual pain is acknowledged and not politically instrumentalized. This created a feeling of deep connection and solidarity in the room, which we believe will have an impact beyond this event.Together with the audience and two of the participants in the discussion, we created a mural at Landsberger Str. 29 the following Saturday. Two very patient graffiti artists helped us to process our impressions from the previous day and find an expression for our thoughts and feelings. Take a look at the picture here digitally or, even better, on site. We look forward to your feedback and would like to see much more space to find ways out of fear, hatred and Violence.