Leitbild der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden
Woher kommt die AGDF?
Die „Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden e.V.“ (AGDF) hat ihre Wurzeln in den Traditionen der Freiwilligendienste (Aufbaulager, Versöhnungsarbeit u.a.), des Widerstands gegen den Nationalsozialismus, aber auch der historischen Friedenskirchen sowie in den Impulsen demokratischer und gewaltfreier Menschenrechtsbewegungen und ökumenischer Partnerschaften. Sie wurde im Jahr 1968 als Antwort auf die vertiefte friedenspolitische Diskussion und die Herausforderungen des Nord-Süd-Konflikts gegründet. Es war das Ziel dieses Zusammenschlusses von zunächst neun Organisationen, durch verstärkte Kooperation friedensorientiertes Handeln zu initiieren und voran zu bringen. Tragende Basis war dabei zum einen die Verwurzelung im Raum der evangelischen Kirchen, zum andern die gemeinsame Überzeugung, dass Frieden nicht mit militärischer Gewalt geschaffen werden kann, sondern aus einem Prozess erwächst, in dem Ungerechtigkeit, Gewalt, Unfreiheit, Not und Angst überwunden werden.
Diese friedensethische Grundorientierung versuchte die AGDF als Kernaufgabe christlichen Handelns in den verfassten Kirchen zu verankern sowie in den jeweils aktuellen politischen Entwicklungen und Auseinandersetzungen zur Geltung zu bringen. Die Bearbeitung der Unrechtsfolgen deutscher und europäischer Geschichte war ein wichtiges Feld. Schon früh praktizierten Mitglieder der AGDF zivilgesellschaftliches Engagement für Frieden und Entwicklung unter der Perspektive der „Einen Welt“. Die AGDF wirkte mit an der Gestaltung des Prozesses für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. Im Bereich der Sicherheitspolitik war die AGDF führend an der Bewegung gegen die nukleare Aufrüstung in West und Ost und für die Überwindung des „Kalten Krieges“ beteiligt. Später entwickelte sie zusammen mit anderen Friedensorganisationen und friedenspädagogischen Bildungseinrichtungen in vielen Regionen der Welt Programme für zivile Konfliktbearbeitung und deren Qualifizierung. Die Kirchen haben diese Impulse teilweise aufgegriffen wie zum Beispiel Synode und Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) im Jahr 1996.
Welche Perspektiven bestimmen das Handeln der AGDF?
„Friede“ ist ein zentraler Inhalt der biblischen Überlieferung und ein unverzichtbarer Auftrag für alle, die sich deren Anspruch verpflichtet wissen. Dabei meint Friede – Schalom – in einem umfassenden Sinn das Heilsein des Menschen, der menschlichen Gemeinschaft und der ganzen Schöpfung. Im „Konziliaren
Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung“ haben sich Kirchen und Bewegungen in aller Welt diesen Auftrag zueigen gemacht. Die AGDF und ihre Mitglieder stellen sich bewusst in diese Perspektive. Sie bauen mit an einer künftigen Welt, in der soziale Gerechtigkeit gelebt wird, in der Konflikte gewaltfrei ausgetragen werden und in der alle Geschöpfe ihren unversehrten Lebensraum haben.
Für einige Mitglieder der AGDF bildet primär die Tradition der Menschenrechte den Rahmen, in dem sie ihren Einsatz für den Frieden verankert finden. Ein von der biblischen Perspektive bestimmtes und ein von den Menschenrechten aus begründetes Verständnis von Frieden können sich gegenseitig befruchten und korrigieren. Ausgerichtet an der Achtung vor der Einzigartigkeit und Würde des Menschen sowie dem Grundsatz der Gewaltfreiheit verpflichtet, treffen sie zusammen im gemeinsamen Handeln für den Frieden.
Die in der AGDF engagierten Menschen finden sich nicht ab mit dem Widerstreit zwischen der Erwartung einer Welt, in der Friede herrscht, und der täglichen Erfahrung von Unfrieden, Gewalt und Ungerechtigkeit. Reale Schritte zum Frieden sind möglich und können gelingen. Versöhnung geschieht, Konflikte zwischen Gruppen und Völkern werden überwunden, gerechtere Lebensbedingungen geschaffen, Umwelt und Natur finden Beistand. Eine Kultur des Friedens wird erfahrbar für Kopf, Herz und Hand. Misserfolge und Rückschläge bleiben aber nicht aus, Verletzungen aus der Geschichte wirken nach, neue Schulderfahrungen kommen hinzu. Doch das Vertrauen auf die Kraft der Gewaltfreiheit, die Solidarität mit den Opfern, der Geist der Hoffnung und der Zusammengehörigkeit über die Grenzen von Herkunft, Kultur und Religion machen frei, weiter zu gehen auf dem Weg zum Frieden.
Welches Selbstverständnis hat die AGDF?
Die AGDF ist ein Dachverband, in dem sich Organisationen und Initiativen mit der Zielsetzung „Dienst für den Frieden“ im Bereich der evangelischen Kirchen, in der Verbindung zur ökumenischen Bewegung und in der Menschenrechtsarbeit zusammengeschlossen haben. Sie versteht sich zugleich als Fachverband für
Friedensarbeit und Friedenspolitik und arbeitet an der kontinuierlichen Qualifizierung und Aktualisierung christlichen Friedenshandelns. Die enge Zusammenarbeit mit Kirchen und kirchlichen Einrichtungen ist für die AGDF von großer Bedeutung, um die gemeinsame Zielsetzung und Partnerschaft in der Friedensarbeit zu vertiefen. Doch haben die Friedensdienste im Gegenüber zu den verfassten Kirchen eigene Funktionen und Aufgabenfelder.
Die AGDF hat folgende Aufgaben:
- Die AGDF bündelt gemeinsame Interessen ihrer Mitglieder und vertritt diese Interessen nach außen. Sie macht die Bedeutung der Friedensarbeit in Kirche, Politik und Gesellschaft bewusst und fördert die Teilnahme und Teilhabe ihrer Mitglieder an den zentralen Prozessen der Meinungsbildung und Entscheidung.
- Die AGDF stärkt die Vernetzung ihrer Mitglieder untereinander. Sie unterstützt Kommunikation und Kooperation zwischen den Organisationen und bildet ein Forum für gemeinsame Reflexion sowie gemeinsames Handeln. Dadurch nimmt sie auch eine ausgleichende Funktion zwischen den Mitgliedern wahr.
- Die AGDF beobachtet, analysiert und kommentiert Entwicklungen auf dem Feld der Friedensarbeit und -politik, entwickelt Konzepte zur Erprobung neuer Handlungsperspektiven und Arbeitsstrukturen und gibt ihren Mitgliedern Impulse zu deren Umsetzung.
- Die AGDF bietet mit ihren zentralen Diensten und Strukturen den Mitgliedern Serviceleistungen, durch die sie deren Arbeit unterstützt, um ihre Effizienz zu erhöhen. Das gilt besonders für kleinere Organisationen.
Beschlossen von der Mitgliederversammlung der AGDF in Speyer am 7. Oktober 2006
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