Stellungnahme des Internationalen Versöhnungsbundes (IFOR) zu Paris

Versöhnung, nicht Krieg wird Terrorismus ein Ende setzen

Der Internationale Versöhnungsbund (IFOR) drückt seine tiefe Trauer und sein Beileid für die Opfer der jüngsten Anschläge in Paris (Frankreich) aus. Als weltweite Gemeinschaft müssen wir die beklagenswerte Tatsache anerkennen, dass Gemeinden in aller Welt seit Jahren unter ähnlich entsetzlichen Gewalttaten leiden mussten. Als eine Gemeinschaft, die sich der Gewalt widersetzt, verurteilen wir diese Aktionen als moralisch verwerflich und das damit verbundene wahllose Töten als abscheulich.

Wir sind eine Gemeinschaft, deren Mitglieder verschiedenen Religionen angehören, und wir beten für die Opfer dieser Gewalttaten und mit ihnen. Wir beten auch für Familien, die geliebte Menschen verloren haben, für die Mitarbeiter von Gesundheits- und Sicherheitsdiensten, die dazu aufgerufen sind, sich mitten im Chaos zu bewähren, und die Gemeinschaft als Ganze, die nach vorn zu blicken versucht. Da wir Menschen aus unterschiedlichen Glaubenstraditionen sind, erleben wir es als besonders schmerzlich, dass derartig Schreckliches im Namen einer Religion begangen wird, und wir bringen unsere Solidarität mit unseren muslimischen Schwestern und Brüdern in aller Welt zum Ausdruck, die immer wieder derartige Aktionen als untypisch für den Islam verurteilen.

Wir sind zutiefst besorgt über die wiederholten Aufrufe zur Vergeltung und das Ausmaß, in dem Regierungen und gewählte Führer mit weiteren Aufrufen zum Krieg reagieren. Die zuletzt verübten terroristischen Akte fanden nicht in einem Vakuum statt, sondern sie stehen im weltweiten Zusammenhang mit einer Unsicherheit, die durch ständige Kriege, Geheimoperationen, Unterdrückung durch Militär und Polizei und durch Armut und Versäumnisse verursacht worden ist.

Wir weisen die Vorstellung zurück, dass mehr Krieg und mehr „gnadenloses“ Töten das Problem Terrorismus lösen könnte. Wir erkennen durchaus die Notwendigkeit von Sicherheitsmaßnahmen. Sicherheit ist etwas, das sich alle menschlichen Gemeinschaften wünschen, und die Sicherheit der einen darf nicht auf Kosten der Sicherheit der anderen gehen. IFOR fühlt sich weiterhin dazu verpflichtet, Möglichkeiten zu finden, um von Gewalttaten abzuraten und eine liebende Gemeinschaft aufzubauen. Wir fühlen uns verpflichtet, Möglichkeiten zu finden, junge Menschen davon abzuhalten, Gewalt als Mittel zu wählen, ihre Identität zu formen oder zu bestätigen. Wir fühlen uns dazu verpflichtet, Krieg und die ungerechten Strukturen, die Gewalt-Ideologien anheizen, infrage zu stellen.

Wir drücken unsere Sorge um Gemeinschaften von Minderheiten in Europa aus, von denen einige allein wegen ihrer Ethnizität oder ihres Glaubens belästigt und schlecht behandelt werden. Wir rufen die Europäer und Menschen überall in der Welt, die nach ihrem Gewissen handeln, auf, der Versuchung zu widerstehen, auf Terrorismusakte mit Furcht und Krieg zu reagieren. Wir rufen alle Länder auf, weiterhin die Kriegsopfer und diejenigen, die vor der Gewalt von Hunger und beständiger Armut fliehen, gastfreundlich aufzunehmen.

Wir laden alle Menschen, die nach ihrem Gewissen handeln, dazu ein, mit uns nach gewaltfreien Lösungen für diese drängenden Probleme unserer Zeit zu suchen.

Aus dem Englischen von Ingrid von Heiseler