Stellungnahme des WFD: Mitgliederversammlung beschließt Erklärung zur aktuellen Anschlagsserie

Berlin, den 22. November 2015

Zeit für eine neue Realpolitik

Wir sind schockiert von den unfassbaren Anschlägen, die derzeit die Welt erschüttern.
Wir trauern um die Opfer und wünschen den Verletzten schnelle Heilung.

Was wir jetzt brauchen sind mutige Reaktionen. Wir müssen neue, gewaltfreie Wege gehen. Andauernde Eskalation führt in den Abgrund. Die jetzt verbreitete Kriegsrhetorik ist da wenig hilfreich. Durch Luftangriffe im Nahen Osten lassen sich Terroristen nicht von Anschlägen abhalten. Ganz im Gegenteil, sie steigern nur den Hass und motivieren Selbstmordattentäter. Die Spirale der Gewalt dreht sich weiter.

Die Frage, die uns alle umtreibt lautet: Wie lässt sich die Gewalt stoppen?

Zunächst: Durch polizeiliche Maßnahmen: die Täter ermitteln, stellen und verhindern, dass sie weiter Unheil anrichten. Polizeiarbeit kann Anschläge verhindern. Aufgabe der Polizei ist es, geltendes Recht durchzusetzen.

Gleichzeitig muss den zerstörerischen Kräften die materielle Basis entzogen werden. Wie ist es möglich, dass Terrormilizen Handel mit erbeutetem Rohöl treiben und Millionenbeträge um den Erdball schicken? Wieso lässt sich die Lieferung von Waffen nicht unterbinden?

Wir sollten verstehen, was unser Anteil an dem Konflikt ist. Wir müssen ein Weltwirtschaftssystem überwinden, das die Armen immer ärmer macht und die Reichen reicher. Dazu gehört, dass wir unseren Konsum einschränken, um die übermäßige Aneignung von Ressourcen durch die Industrienationen zu beenden. Der Klimawandel muss gestoppt werden.

Die katastrophalen Fehlschläge des „Kriegs gegen den Terror“ haben Länder ohne funktionierendes Staatswesen hinterlassen. Sie vergrößern die Zahl der Attentäter und das sie unterstützende Umfeld.

Waffengänge sind die Konsequenz eigener Politikfehler. Sie sind letzte Option, und nicht wie heute ein Standardinstrument. Der Kampf gegen den Terror muss an den Ursachen ansetzen. Eine Politik der globalen Gerechtigkeit entzieht dem Terrorismus den Boden.

Nach Jahrzehnten westlicher Gewaltpolitik in Nord-Afrika und dem Nahen Osten ist es Zeit für eine neue Realpolitik. Sie orientiert sich an den Bedürfnissen der Menschen überall auf der Welt und an gewaltfreien Optionen. Dazu kooperiert sie mit der internationalen Zivilgesellschaft. Auch die Privatwirtschaft wird in die Pflicht genommen, eskalierende, gewaltfördernde Geschäfte zu unterlassen. Waffenexporte werden wirksam unterbunden. Sicherheitskonzepte werden gemeinsam mit politischen Gegnern erarbeitet. Die soziale und berufliche Integration von Migranten und Flüchtlingen wird gefördert. Seid kreativ, hörend und aktiv!

Dunkelheit kann Dunkelheit nicht vertreiben, nur Licht kann das.
Hass kann Hass nicht vertreiben, nur Liebe kann das - Martin Luther King

Verabschiedet von der Mitgliederversammlung des Weltfriedensdienst e.V.

Berlin, den 22. November 2015