Trauer um Hagen Berndt
Am 17. November 2021 ist Hagen Berndt plötzlich und viel zu früh im Alter von 61 Jahren in Salzwedel (Altmark) verstorben. Sein Tod bedeutet einen großen Verlust für sehr viele: für seine Familie und Freund*innen, Weggefährt*innen in der ganzen Welt, Kolleg*innen in Salzwedel und ganz Deutschland und für seine Mitstreiter*innen in vielen Organisationen der Friedensdienste und der Entwicklungszusammenarbeit sowie auch in etlichen Kommunen in Deutschland, denen er aktiv und unterstützend zur Seite stand.
Die AGDF verdankt Hagen Berndt sehr viel. Der Trainer und Berater für Konflikttransformation sowie Fotograf hat wesentlich zur Entwicklung des Arbeitsfeldes der zivilen, gewaltfreien Konfliktbearbeitung der AGDF beigetragen und seine interkulturellen und interreligiösen Erfahrungen eingebracht.
Hagen Berndt hat nach dem Studium der Südasienwissenschaften, Islamwissenschaft und Kommunikationswissenschaften langjährig in Südasien gearbeitet und verfügte über Erfahrungen aus gewaltfreien Bewegungen und mit Konfliktarbeit aus verschiedenen Ländern Europas, Afrikas, West- und Südostasiens. Zuletzt war er als Leiter des Kompetenzzentrums Kommunale Konfliktberatung des VFB Salzwedel e.V. an Konfliktbearbeitungsprozessen in deutschen Kommunen beteiligt. Hagen Berndt hat zahlreiche Publikationen zu Gewaltfreiheit, Konflikttransformation und Friedensarbeit veröffentlicht, so war er auch Mitherausgeber des Buches „Gewaltfrei streiten für einen gerechten Frieden“ der AGDF. Sein Buch „Gewaltfreiheit in den Weltreligionen“ von 1998 war ein wichtiger Impuls angesichts oft einseitig verlaufender Debatten.
Hagen Berndt war tief verwurzelt und überzeugt von der Idee der Gewaltfreiheit. Er half diese Idee zu verbreiten und institutionell zu verankern. So wurde er ein Pionier in dem Feld der zivilen, gewaltfreien Konfliktbearbeitung, die ihm eine Herzensangelegenheit war und für deren Etablierung er sich bis zuletzt unermüdlich und mit großem Engagement eingesetzt hat. Vorwiegend freiberuflich und ehrenamtlich, aber über viele Jahre auch als pädagogischer Leiter und später als Geschäftsführer der Bildungs- und Begegnungsstätte für gewaltfreie Aktion KURVE Wustrow war er für die AGDF und deren Mitgliedsorganisationen tätig.
Hagen Berndt baute die Trainingsarbeit für gewaltfreie Konfliktbearbeitung bei der KURVE Wustrow aus und legte die konzeptionellen Grundlagen für die Ausbildung von Friedensfachkräften. Dabei war er maßgeblich an der Gründung und Ausgestaltung des Zivilen Friedensdienstes beteiligt und begleitete viele Projekte der Konflikttransformation vor allem in Asien, Afrika und Deutschland. Als Trainer vermittelte er systemische Konfliktanalyse und Kommunikation im interkulturellen Kontext, aber auch umfassende Sicherheitskonzepte auf Grundlage der Gewaltfreiheit.
Hagen Berndt war ein wunderbarer Mensch, ein Vordenker und Wegbereiter für zivile, gewaltfreie Konflikttransformation, systemische Konfliktanalyse und Kommunikation im interkulturellen Kontext, Trainingsarbeit und vieles andere mehr. Nicht zuletzt hat er uns als Fotograf eindrucksvolle Bilder hinterlassen. Er war ein Grenzgänger im besten Sinne: in vielen Ländern tätig, interkulturell und interreligiös war nicht nur ein Fachgebiet von ihm, er hat es auch gelebt. Er hat vielfach verbindend und verständigend gewirkt. Mit seiner feinen, empathischen Persönlichkeit ermutigte er andere neue Argumente anzunehmen und sich auf offene Gespräche einzulassen. Alle, die mit ihm zusammenarbeiten durften, werden seine liebevolle Art nicht vergessen. Es wird uns weiter begleiten.